Fachkräftemangel: Ausbildungsberufe in der Krise

Bis zum Jahr 2040 könnten in Deutschland knapp vier Millionen Fachkräfte fehlen, prognostiziert das Basler Forschungsinstitut Prognos – derzeit sind es 1,2 Millionen. Besonders betroffen sind kleine und mittelständige Unternehmen; die Branchen reichen von der Elektroindustrie über das Handwerk bis zur Pflege – oft sind es klassische Ausbildungsberufe. „Eine vakante Stelle in der Pflege bleibt heute im Schnitt circa 240 Tage unbesetzt“, so die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, im „Ärzteblatt“. Schon heute fehlen rund 200.000 Pflegekräfte, während die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um eine satte Million steigt. Doch Besserung ist nicht in Sicht, denn es fehlt an Auszubildenden. Die Hälfte aller Betriebe sieht im Nachwuchsmangel die größte Gefahr für ihren Fortbestand. „Die Jugendlichen, die heute nicht ausgebildet werden, die fehlen uns in drei Jahren als Fachkräfte“, bilanziert Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks.

Auch wenn viele Ausbildungsberufe krisensicher und relevant sind, haben diese allgemein an Attraktivität eingebüßt. Es herrsche „ein Bild in der Öffentlichkeit von einfachen, schlecht verdienenden, ausgebrannten Berufsangehörigen ohne Einflussmöglichkeiten“, sagte Vogler gegenüber „Springer Pflege“. Junge Menschen möchten jedoch ein modernes und angenehmes Arbeitsumfeld, gute Bezahlung, Weiterbildungsmöglichkeiten und Anerkennung für ihre Leistungen. Hier sind Politik und Wirtschaft gefragt – und das schon seit Jahren.

Die steigende Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen und der zunehmende Mangel an Fachkräften zeigen allerdings den mäßigen Erfolg bisheriger Maßnahmen. Insbesondere kleine Betriebe müssten finanziell mehr unterstützt werden, um ihren Auszubildenden professionelle Lehrangebote und eine angemessene Bezahlung bieten zu können. Der Didacta Verband fordert die neue Bundesregierung explizit auf, beispielsweise das duale Berufsausbildungssystem wieder attraktiver zu gestalten. Und auch die Unternehmen sind gefordert, die Berufsausbildung für junge Menschen zeitgemäß und ansprechend zu gestalten: mit guten Kommunikationsstrukturen und zeitgemäßer Lehre.

Denn auch nach Kita und Schule endet der digitale Bildungsweg nicht. Joachim Maiß, Vorsitzender des Bundesverbands der Lehrkräfte für Berufsbildung, zeichnet allerdings ein ernüchterndes Bild. An berufsbildenden Schulen fehle es an Breitbandanschlüssen, Lehrpersonal und finanziellen Mitteln, um die Digitalisierung voranzutreiben. „Wir brauchen Lehrkräfte, die auf der Klaviatur des Digitalen perfekt spielen können“, so Maiß. Und das in zweifacher Hinsicht: Zum einen gehe es um die technische Ausstattung in Berufsschulen, zum anderen um die Vermittlung von „Modern Skills“, die mehr und mehr in der Wirtschaft gefordert würden.

Digitaler wird auch die Suche nach Auszubildenden und Ausbildungsplätzen: Unternehmen setzen dabei nicht nur auf Facebook, Instagram und Co. Die 2020 gegründete Plattform „Azufi – der Azubifinder“ vernetzt beispielsweise Ausbildungsstätten und Interessierte im Raum Köln. Die Website und die dazugehörige App wurden von Lehrkräften entwickelt, um ihre Schülerinnen und Schüler bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz zu unterstützen. Jugendliche erfahren über Azufi, wo Stellen frei sind; Firmen können sich die anonymisierten Profile der Schülerinnen und Schüler anschauen und sie über die Plattform kontaktieren. Azufi kooperiert unter anderem mit der Bundesagentur für Arbeit, der IHK und der Handwerkskammer.

Eines ist klar: Nur, wenn die Berufsausbildung attraktiver wird und es Firmen besser gelingt, sich mit ihren zukünftigen Auszubildenden zu vernetzen, werden sich wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung entscheiden. Denn Fachkräftesicherung ist Zukunftssicherung.

(Quelle: www.bildungsklick.de)

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